Akureyri liegt an einem der längsten Fjorde Islandes: Der Eyjafjördur gräbt sich rund 50 Kilometer ins Land. Die „Hauptstadt des Nordens“ ist Heimat für knapp 19.000 Einwohner. Wer keine Lust auf die klassische „Diamond Circle“-Tour mit Godafoss und Myvatn, Hverfjall und Dettifoss sowie Asbyrgi und Husavik hat, kann durchaus auch einen unterhaltsamen Tag in der Stadt verbringen.
Sehenswürdigkeiten in Akureyri
Das Wahrzeichen Akureyris ist natürlich die moderne Kirche aus dem Jahr 1940 – weithin sichtbar auf einem Hügel mitten in der Stadt. In einem unscheinbaren Haus aus dem 19. Jahrhundert hingegen verlebte der Autor Jón Sveinsson – besser bekannt als Nonni – seine Kindheit. Es ist heute als Museum zu besichtigen. Absolut sehenswert ist der erste Botanische Garten Islands. Die erstaunliche Pflanzenvielfalt nur 50 Kilometer südlich des Polarkreises überrascht. Der Eintritt ist frei! www.lystigardur.akureyri.is
Oder aber man setzt von Dalvík aus mit einer Fähre nach Grimsey über. Das ist dann allerdings ein Ganztagesausflug – eine Fahrt dauert rund drei Stunden und der Fähranleger liegt auch noch einmal 40 Autominuten von Akureyri entfernt. Doch der Aufwand lohnt sich: Die Insel liegt direkt auf dem Polarkreis und ist somit der nördlichste bewohnte Punkt Islands. Mit ein wenig Glück lassen sich hier Papageientaucher und Krabbentaucher beobachten sowie viele weitere Vogelarten.
Die Diamond Circle-Tour
Die meisten Ausflügler entscheiden sich in Akureyri jedoch für den „Diamond Circle“, auch wenn man dafür ein Rückgrat aus Stahl braucht – die Tour dauert etwa elf Stunden. Erster Stopp ist der Götterfall Godafoss. Hier soll der Gode Þorgeir Ljósvetningagoði Þorkelsson im Jahr 1000 heidnische Götterbilder entsorgt haben, um seine Entscheidung für das Christentum als neue Staatsreligion zu bekräftigen.
Danach geht es zum Myvatn, mit 37 Quadratkilometern der viertgrößte See Islands. Im Sonnenschein muss die Region wunderschön aussehen. Im Sommer erreicht das Wasser bis zu 20 Grad Temperatur und an seinen Ufern nisten zahlreiche Vogelarten. Sie finden hier reichlich Futter – der Myvatn ist bekannt für seine Mückenvielfalt, die sich bei unserem kurzen Stopp im Regen zum Glück nicht blicken lässt. Mehr Eindruck schindet die türkisfarbene Lagune am Námafjall, leider ist sie mittlerweile zu heiß zum Baden geworden.
In Wasserdampf gebackenes Brot
Auch ansonsten beeindruckt die harsche Landschaft, so muss es auf dem Mond aussehen: Aufgebrochene Hügel, Spalten und Höhlen im dunklen Gestein. Kleine Pseudokrater ruhen friedlich unter Flechten. Sie entstanden, als ein Lavastrom über eine Wasserfläche floss und der entstehende heiße Wasserdampf sich explosionsartig seinen Weg nach oben bahnte. Eine Bäckerei backt hier ihr Brot mit Dampf. Es schmeckt rauchig und malzig. Weiter geht es, entlang des Laxa-Flusses, der als ergiebigstes Fischgebiet Islands gilt. Tatsächlich ist mal ein Mensch zu sehen, er angelt. Im Fluss leben Seibling, Lachsforelle und Stichling.
In der Ferne ragt der Hverfjall in den Himmel, mit einem Kilometer Durchmesser der größte Explosionskrater der Welt. Wir gelangen zu den ersten heißen Quellen und Sulphatfeldern von Hverarönd. Der Reiseführer hat recht: Schwefel riecht nach faulen Eiern. Leicht süßlich, mitten in einer Wolke unerträglich. Zum ersten Mal lasse ich das gekochte Ei im Lunchpaket heute unangerührt. Die Quellen machen mächtig was her: Eine nahezu quecksilbergraue Suppe brodelt hinter der Absperrung vor sich hin, nur wenig weiter zischt und dampft es gewaltig aus einem Steinhaufen. Die Asiaten können gar nicht mehr aufhören, zu fotografieren.
Noch mehr Wasserfälle
Einige Kilometer weiter, am Dettifoss, kraxeln sie mit Sturzhelm geschützt über die Felsen am Rande des Canyons. Der Wasserfall wirkt deutlich beeindruckender als der Godafoss. Es macht Spaß den Pfad zu erklimmen, um herauszufinden, wie die kleinen Menschen auf die andere Seite des Canyons gelangt sind. Bevor erneut Regen aufzieht, können wir glücklicherweise noch ein paar sonnige Bilder schießen. Das Rauschen des Wassers hallt von den Bergen wider, der schwarze Lavasand glitzert intensiv.
„Mehr als 60 Prozent der Insel sind Ödland“, erklärte der Reiseleiter, während der Bus die Ausflügler durch eine Steinwüste in Richtung Norden trug. In Asbyrgi hatte das achtbeinige Pferd Odins Spuren in der Landschaft hinterlassen. Eine riesige hufförmige Felswand ragte in den Himmel. Darin duckten sich kleine, knorrige Bäume, an denen frische Knospen so taten, als sei der Winter erst seit drei Wochen vorbei. Der Wind pfiff durch die Schlucht. Julie spazierte bis zu einem tiefgrünen Teich direkt am Felsen und hätte sich nicht gewundert, wenn eine Elfe unter der Wasseroberfläche unterwegs gewesen wäre. Doch es quakten nur die Frösche. Ihre Welt war vollkommen aus den Fugen geraten. Sie konnte sich kaum noch konzentrieren. War das auch eine Folge der Magie Islands?
aus: „Verliebt in einen Mörder“ von Jennifer Summer
Der letzte Stopp auf der Diamond-Circle-Tour ist Húsavík. In der „Hausbucht“ soll der erste Wikinger auf Island überwintert haben. Das 2.200-Seelen-Städtchen an der weiten Skjálfandi-Bucht lebt von der Fischverarbeitung. 1852 wurden hier die ersten Handelshäuser errichtet, die in restaurierter Form zu bestaunen sind. Und Húsavík gilt als einer der besten Orte in Island zur Walbeobachtung. Deswegen gibt es hier natürlich auch ein Walmuseum. Konservativere Gemüter besuchen die stattliche Jugendstilkirche von 1907 – aus norwegischem Holz erbaut.
weiterlesen: Siglufjoerdur – die Metropole des Heringshandels