Weiß schimmert das kostbarste Gut der Lüneburger. Was für uns heute eine selbstverständliche Speisenwürze ist, war im Mittelalter Gold wert. Doch was hat Lüneburg mit der Mondgöttin Luna zu tun? 

Die historischen Holzstufen des Lüneburger Rathauses knarren leise unter unseren Füßen. Sprächen wir ihre Sprache, so würden sie von feinem Zwirn und edlen Lederschuhen erzählen. Von edlen Kaufleuten, die sie hinaufgetragen haben, zu wichtigen Handelstreffen. Durch ein massives Holzportal betreten wir einen 34 Meter langen Raum und staunen. An den Wänden betrachtet uns eine Ahnengalerie der Landesherren und keine einzige Säule stützt die massive Holzdecke aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. 

Der Fürstensaal zeigt eindrucksvoll, wie reich die Hansestadt durch das Salzmonopol im Mittelalter wurde. Wie durch ein Wunder blieb das Gebäudeensemble des Lüneburger Rathauses von den Kriegen verschont, ebenso wie die riesigen Backstein-Giebelhäuser rund um den zweiten Marktplatz der Stadt „Auf dem Sande“. Lüneburgs Schmuckfassaden können sich sehen lassen. 

Wer es lieber bodenständig mag, der spaziert ins Wasserviertel rund um den Stintmarkt. Wo früher Fisch gehandelt wurde, warten heute Cafés, Bars und Restaurants auf Besucher. Mitten drin das berühmte Hotel Bergström aus der TV-Serie „Rote Rosen“. Der Alte Holzkran am ehemaligen Ilmenau-Hafen und zwei historische Barken erinnern an die Verschiffung des Salzes, das direkt unterhalb der Lüneburger Altstadt abgebaut wurde. 

In der westlichen Altstadt sieht man die Folgen dieses industriell organisierten Prozesses: Der Boden sackte immer wieder ab, der Grundwasserspiegel stieg – in der Straße „Auf dem Meere“ fürchtete man, bald an einem großen Gewässer zu wohnen. Manche der denkmalgeschützten historischen Häuser neigen sich bedenklich aus dem Lot. Bis heute haben die Bewohner der Altstadt mit diesem Problem zu kämpfen. 

Wer mehr über das weiße Gold und die Geschichte Lüneburgs erfahren möchte, wird im letzten funktionstüchtigen Siedehaus der Stadt fündig. Hier befindet sich das Salzmuseum. Und wer die gesundheitsförderliche Wirkung von Salz testen möchte, entspannt bei seinem Kurztrip nach Lüneburg einfach im SaLü – der Salztherme am alten Kurpark. Das Salzwasserbecken enthält bis zu vier Prozent Sole. 

Meine Tipps für Lüneburg

Mich erinnert das historische Lüneburg an meine Studentenzeit im westfälischen Münster. Ich liebe die kleinen, liebevollen Geschäfte in den Nebenstraßen. Hier finden sich Kaffeeröstereien und Schokoladenmanufakturen, Spielwarengeschäfte und individuelle Geschenkartikel. Mein Geheimtipp für eine Kuchenpause ist das Ladencafé von Samowar Tea & Records. Versteckt in einem Hinterhof kann man hier freitags und samstags hausgemachte Tee- und Kuchenkreationen genießen. 

Einen guten Überblick über die Stadt bekommt man entweder vom Wasserturm oder vom Kalkberg. Hier nimmt auch die Namensgeschichte der Stadt ihren Anfang: Angeblich errichtete Julius Cäsar auf dem Kalkberg ein Heiligtum für die Mondgöttin Luna. Aufmerksame Besucher finden Hinweise für diese Sage auch im Springbrunnen auf dem Marktplatz und in einem Fenster in der Gerichtslaube des Rathauses. So schön die Geschichte auch ist, die Historiker schütteln den Kopf darüber. Sie erklären den Namen Lüneburg mit dem elbgermanischen Wort Hliuni, was „Zufluchtsort“ bedeutet und sich auf die Gipshöhlen im Kalkberg bezieht. Ich möchte mir Lüneburg trotzdem unbedingt noch einmal im Vollmondlicht ansehen. Wer weiß, was ich dann entdecke …

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