Auf den ersten Blick scheint es fast ironisch: Obwohl Islands Hauptstadt Reykjavik auf einer der aktivsten Vulkanzonen der Insel liegt, wohnen hier zwei Drittel der 364.000 Einwohner Islands. Die vulkanische Aktivität bietet aber auch Vorteile: Die Hauptstraßen Reykjaviks werden dank riesiger Heißwasserspeicher im Winter schneefrei gehalten – die Stadt hat sozusagen eine kostenlose Fußbodenheizung. Und auch die Energieversorgung der anderen Städte basiert nahezu vollständig auf Geothermie – umweltfreundlicher geht es nicht. Warme Quellen bescheren jedem noch so kleinen Ort ein beheiztes Schwimmbad.
Die nördlichste Hauptstadt der Welt ist jung: Noch vor 100 Jahren konnte man Reykjavik bestenfalls als Dorf bezeichnen. Die Produktion von Stockfisch und Fischexport verhalfen Reykjavik in den 1920er und -30er-Jahren zum Wachstum. Wer auf historische Bausubstanz hofft, wird nicht viel finden – nur wenige Häuser stammen noch aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Dafür überzeugt Reykjavik aber mit einem hippen Ambiente und hat sogar ein ausgeprägtes Nachtleben. Wer mag, probiert Craftbier oder frischen Hummer und genießt die jugendliche Atmosphäre zwischen Design und Kunst.
Julies erster Eindruck von Island im Anflug auf Reykjavik:
Als die Wolken den Blick aufs Land freigaben, nahm Julie eine unendliche Weite wahr. Wenige Berge reckten sich dem mitteleuropäisch geprägten Auge nackt entgegen. Die Oberfläche des Landes wirkte wie ein Moor. Dazwischen Felsformationen, die wie Trolle aussahen. Das Magische war fest mit der Insel verbunden.
aus: Verliebt in einen Mörder von Jennifer Summer
Sightseeing in Reykjavik
Die klassischen Sehenswürdigkeiten Reykjaviks lassen sich an einem Tag abhaken: Der Alte Hafen hat sich zur Touristenmeile mit Museen und Geschäften sowie Restaurants gewandelt. Die neoklassizistische Domkirche liegt zwischen dem zentralen Platz Austurvöllur und dem Stadtteich, während die Hallgrimskirkja auf einem Hügel in der Stadt alles überblickt. Das asymmetrische Konferenzzentrum und Konzerthaus Harpa bieten Meerblick, ebenso wie die wohl meistfotografierte Skulptur – der Sonnenfahrer von Jón Gunnar Árnason. Das Metallskelett erinnert an ein Wikingerschiff und funkelt besonders schön in der Abendsonne.
Islands Zentrum für Kunst und Musik
An Regentagen stehen zahlreiche moderne Museen in Reykjavik zur Auswahl: Von zeitgenössischer Kunst im Hafenhaus über das Museum für angewandtes Design bis hin zur Nationalgalerie, die auch internationale Künstler wie Picasso oder Munch ausstellt. Natürlich dürfen auch ein Schifffahrtsmuseum und eine Ausstellung über die Geschichte Islands im Isländischen Nationalmuseum nicht fehlen. Sogar ein Rock’n‘Roll-Museum gibt es. Bei gutem Wetter lohnt auch ein Ausflug zum Freilichtmuseum Árbaer. Die Geschichte des Grassodenhofes reicht bis ins 15. Jahrhundert zurück.
Nahezu ein Must-do: die Golden Circle-Tour
Der „Goldene Ring“ führt von Reykjavik aus zu einer touristengerechten Auswahl an Naturphänomenen des Landes: zu den Geysiren, zu einem der bekanntesten Wasserfälle und in die Grabenbruchzone der Kontinentalplatten.
Im Geysirgebiet entführen dampfende Schlammpfützen den Besucher in eine andere Welt. Bei manchen Wasserlöchern sieht man direkt in den Schlund der Erde. Die namensgebende Fontäne „Geysir“ verblasst neben ihrem großen Bruder „Strokkur“ mit garantierten Eruptionen im 10- bis 15-Minuten-Takt. Großräumig abgesperrt zieht er Touristenmassen aus aller Welt an. Sie stehen gespannt mit Kameras im Anschlag um die heiße Quelle herum, in Erwartung eines Ausbruchs. Und wenn es dann soweit ist, erschreckt man sich trotzdem. Die kochende Wassersäule schießt etwa 30 Meter in den Himmel und erlischt ebenso schnell wie sie gekommen ist. Danach verschwindet auch langsam die begleitende Gaswolke – wie ein Geist, der sich in Luft auflöst.
Ganz in der Nähe liegt der Wasserfall Gullfoss mit zwei hübsch rechtwinklig angeordneten Kaskaden. Im Sommer stürzen hier mehr als 100 Kubikmeter Wasser pro Sekunde 32 Meter über eine Lavakante in die Tiefe, im Winter bildet sich eine zauberhafte Eislandschaft. In der aufsteigenden Gischt lassen sich bei gutem Wetter wunderschöne Regenbögen fotografieren. Kein Wunder, dass der Gullfoss zum Titelmotiv meines ersten Reiseromans „Verliebt in einen Mörder“ wurde.
Im Nationalpark Þingvellir wurde mit den ersten Volksversammlungen des Landes Geschichte geschrieben. Außerdem sieht man hier besonders eindrucksvoll, wie die eurasische und die amerikanische Kontinentalplatte sich unter der Insel bewegen. Wer an einer klassischen Golden-Circle-Tour teilnehmen möchte, sollte etwa acht Stunden Zeit einplanen.
Blaue Lagune oder Tauchgang?
Wer die auseinanderdriftenden Kontinentalplatten noch näher betrachten möchte, der taucht einfach dazwischen ab – auch das ist in der Nähe von Reykjavik möglich. Ein anderer Ausflugsklassiker ist der Besuch der Blauen Lagune, der allerdings auch seinen Preis hat. Dafür genießt man vom dampfenden Thermalbecken aus einen Panoramablick auf die moosbedeckte Felsenlandschaft.
Apropos: Wusstest du, dass mehr als 600 Moosarten auf Island wachsen? Sie sind ein klares Indiz für die gute Luft der Insel. Reykjavik gilt als Hauptstadt mit der besten Luftqualität weltweit. Übrigens hat sich Islands Moos auch schon zum Färben und sogar als Ersatz für Mehl bewährt. Und Isländisches Moos ist auch als Heilpflanze gegen Halsschmerzen und Reizhusten bekannt. Aber diese Flechtenart wächst nicht nur auf Island, sondern überall im hohen Norden.
Dies ist der letzte Teil der ergänzenden Reisebeschreibung zu meinem romantischen Islandkrimi „Verliebt in einen Mörder“. Julies nächste Reise entsteht bereits. Melde dich jetzt für meinen Newsletter an und gehöre zu den ersten, die bei Erscheinen informiert werden.