Mitten in der Altstadt von Granada liegt Johanna die Wahnsinnige neben Philipp dem Schönen. Die Namen machen neugierig: Er wollte seine Frau, die Königin von Kastillien, für geisteskrank erklären lassen, um mehr Macht zu erlangen. Doch sein Plan scheiterte und kurz darauf starb er mit nur 28 Jahren. Seine Witwe wurde hingegen sportliche 75 Jahre und folgte ihm erst 1555 in die Gruft der königlichen Kapelle. Der Anbau der Kathedrale von Granada ist eines Herrschers würdig – umgeben von erlesener Kunst (Botticelli) und Stilelementen der Gotik, der Renaissance und des Barock.
Nur wenige Meter weiter herrscht reges Treiben auf blankpoliertem Stein. Die Kathedrale ist das Herz des maurischen Granadas – in der ehemaligen Karawanserei vermittelt heute die Touristeninformation Informationen, im alten Seidenmarkt Alcaiceria kaufen die Besucher ihre Souvenirs. Und obwohl Granada auf eine so lange Geschichte zurückblickt, ist die andalusische Metropole doch auch sehr modern – als eine der größten Studentenstädte des Landes.
Touristenmagnet Alhambra
Über dem historischen Stadtkern thront die Alhambra von Granada auf dem Sabikah-Hügel. Die maurische Stadtburg gehört zu den am meisten besuchten Touristenattraktionen Europas und beeindruckt auch die Protagonistin Julie Schuster in meinem zweiten Reiseroman.
Gleich am Eingang stand ein Granatapfelbaum – das Symbol Granadas. Al hambra bedeute „die Rote“, erklärte die Führerin. Die meisten Gebäude schienen aus Lehm gebaut und wirkten daher rötlich. Kontrastiert wurde dieser Eindruck von blauen Elementen, der Farbe des Paradieses.“
aus: „Zwischen Meer und Sternen“ von Jennifer Summer
Der Burgberg wurde schon vor mehr als 1.000 Jahren besiedelt. Der Innenstadt am nächsten liegt die Alcazaba: Ihre hohen Mauern und Türme schützen gegen ungebetene Gäste. Gleich dahinter befindet sich das Herzstück des Weltkulturerbes: die Nasridenpaläste mit ihren Gärten: Goldene Gewölbedecken und nicht enden wollende Stuckarbeiten mit arabischen Schriftzügen lassen den Atem stocken. Ein Herrscher schien den anderen immer noch übertreffen zu wollen. Im Löwenhof ruht ein Brunnen auf zwölf steinernen Löwen, im Saal daneben sind auf einem Deckengemälde vermutlich die ersten Emire zu sehen. Der Innenhof des Palasts von Karl V. wirkt dagegen regelrecht langweilig.
Mein Tipp: Generalife
Besonders gut hat mir bei meinem Besuch der Sommerpalast etwas abseits des Hauptkomplexes gefallen. Auf einem von Zypressen gesäumten Weg gelangt man zum Generalife, dem „Garten des Mystikers“. Ein langgezogenes Wasserbecken wird von Blumenbeeten und Rundbögen eingerahmt, gleich daneben liegt der Garten der Sultanin. Von der Anhöhe aus kann man auch wunderbare Fotos vom Gesamtkomplex der Alhambra schießen.
„Die Passagiere zerstreuten sich, um Fotos zu machen. Julie zog sich in die Gärten der Alhambra zurück. In dieser Kulisse hätte es sie nicht gewundert, wenn ein Prinz auf einem Schimmel um die Ecke gekommen wäre. Doch das wäre selbst vom Paradies etwas zu viel erwartet gewesen.“
aus: „Zwischen Meer und Sternen“ von Jennifer Summer